Foto-Artist / Basel / Switzerland
Foto Gallery
Eine düstere, laute Produktionshalle in Russland.
In der Luft liegen penetrante und reizende Dämpfe.
Das Licht ist punktuell an den wichtigsten Orten, 10m hoch an der Decke, montiert.
Die Leistung der Birnen lässt zu wünschen übrig und das gespendete Licht entspricht
etwa das eines vergangenen Sonnenunterganges.
In diesem Labyrinth, von diversen Stockwerken mit verschiedenen Plateaus, auf
denen diverse Rohrleitungen, Apparate und Maschinen stehen, kommt man
anfänglich nicht zurecht und geht schnell verloren, wenn man nicht aufpasst.
Die Vorstellung, dass die Arbeiter hier viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte, verbringen,
lässt mich nachdenklich stimmen, und in Ihre Lage versetzen. Viele Gedanken, getrübt
durch diese wirklich starken Eindrücke, schwirren in meinem Kopf herum. Ein
Gedanke jagt den anderen. Warum arbeitet jemand freiwillig hier? Warum gibt es
keine Gehör- und Atemschütze? Was verdient ein Arbeiter hier in diesem
menschenfeindlichen, aber durch Menschenhand geschaffenen Ort? Warum sind die
Fenster geschlossen? Wie kann ich hier etwas Positives für die eingeschüchterten
Mitarbeiter“ tun? Wie kann ich helfen? Warum kümmert sich niemand für ein besseres
Arbeitsklima? Warum---?
Gedanken und Fragen, die teilweise von der Mannschaft beantwortet werden, andere
nicht.
In erster Linie fand ich neben dem "Hässlichen" auch Schönes, wie Licht, Schatten,
Strukturen, buntes, farbiges, belangloses und interessantes...
Ich fand es faszinierend mit meiner kleinen Kamera, verbotenerweise, auf
Entdeckungsreise zu gehen.
In jeder Ecke, hinter jeder Tür, auf jedem Stockwerk erwarteten mich so viele neue
und faszinierende Eindrücke.
Ich fühlte mich teilweise überfordert, da die Anzahl Fotos, die ich mit meiner Kamera
einfangen wollte, riesig wurde, und in so kurzer Zeit einfach nicht bewältigbar war.
Ich wollte diese Eindrücke für mich mitnehmen, mit dem Bewusstsein, dass ich hier
wahrscheinlich nicht mehr herkomme. Ich anlaysierte jede Lichtquelle und suchte
nach dem "Bild". Ich fühlte mich wie auf einer Jagd, auf der die Foto-Beute einfach
nicht entgehen durfte. Die Beute war in diesem Fall die noch unbeachteten
Fotoausschnitte die auf eine Entdeckung warteten. Nie zuvor wurden diese hässlich
schönen“ Orte abgelichtet.
Meine Dolmetscherin bekam es mit der Angst zu tun, und gab mir zu verstehen, dass
"SIE" uns noch, wegen Spionage, die Kamera wegnehmen , und vom Werk verweisen
würden.
Ich hatte also, neben dem bedrückenden Gefühl des gesundheitsgefährdeten Ortes
und dem Foto-Jagdfieber, eine zusätzliche Angst entdeckt zu werden. Zumal Sie mich
diesbezüglich mehrere male gewarnt hatten.
Bei genauem Betrachten der normalen Umgebung durch die Kameralinse, entdeckte
ich Formen und Farben, die ich von blossem Auge nie gesehen hätte.
Jeder hier im Betrieb läuft tag täglich durch den Betrieb, ohne dem SCHÖNEN eine
Beachtung zu schenken.
Ich selbst entdeckte diese Schönheit auch erst nach vielen Tagen Aufenthalt in
dieser unwirklichen Welt des russischen Arbeits- Alltags.
Je mehr ich schaute und fotografierte, desto mehr Schönheit entdeckte ich.
Nach meiner Rückkehr in die Schweiz lud ich die Fotos auf den PC.
Für aussenstehende Betrachter sind teilweise keine eindeutigen Verbindungen zu
einer Kalimine ersichtlich / resp. fühlbar.
Es könnte genau so gut in der freien Natur, z.B. in einer Höhle, fotografiert worden
sein.
Die dürftigen Lichtverhältnisse in der Anlage ergaben teilweisen einen Grünstich auf
den Fotos.
Die Fotos dienten für das weitere Schaffen mit Baumfotos, welche mit den
Industriestrukturen vermischt wurden. Teilweise sind diese Strukturen als
Hintergrund oder in den Baumstämmen eingearbeitet worden. Dadurch entsteht eine
Verbindung von Natur und Industrie.
Die Schönheit, die in dieser hässlichen“ Produktionsanlage verborgen ist, ist von
Menschenhand geschaffen, jedoch nicht als solche identifizierbar. Sie wird erst durch
die Betrachtung auf dem Fotoausschnitt erkennbar. Meine Inspiration!
Daniel Meier